Fasch-Forschung
Johann Friedrich Fasch (1688-1758)
1688
Am 15. April wird Johann Friedrich Fasch als erstes Kind des Schulrektors Friedrich Georg Fasch (1663-1700) und seiner Frau, der Pastorentochter Sophia Wegerig (auch Wegerich), in Buttelstedt bei Weimar geboren und am 17. April in der dortigen Nicolaikirche getauft. Der Vater wird wenig später Lehrer und Kantor am Henneberger Gymnasium in Schleusingen.
1691
Die Familie Fasch übersiedelt nach Suhl, wo der Vater zum Rektor des Gymnasiums berufen wurde.
1697
Fasch singt erstmalig bei den Kirchenmusiken in Suhl als Discantist mit.
1700
Nach dem Tod des Vaters wird Fasch von Gottfried Wegerig, einem Bruder seiner Mutter, betreut. Dieser war Kaplan in Teuchern, dem Geburtsort des Hamburger Opernkomponisten Reinhard Keiser (1674-1739). Ein Verwandter der Familie, der Kammermusicus und Tenorist am Weißenfelser Hof, Andreas Scheele, vermittelt Fasch als Kapellknaben an die Weißenfelser Hofkapelle, einer wichtigen Pflegestätte der frühdeutschen Oper. Der Hofkapellmeister Johann Philipp Krieger (1649-1725) fördert vermutlich sein musikalisches Talent.
1701-1707
Fasch wird Schüler der Thomasschule in Leipzig und Mitglied des Thomanerchores, der zu dieser Zeit unter der Leitung von Johann Kuhnau (1660-1722) steht. Autodidaktisch studiert er das Spiel auf der Violine und auf Tasteninstrumenten und verfasst erste Vokalkompositionen zu Texten Menantes‘ (Christian Friedrich Hunold). Er komponiert u. a. Ouvertürensuiten nach dem Vorbild Georg Philipp Telemanns, die er durch ein Collegium musicum der Primaner aufführen lässt.
1708
Fasch beginnt, in Leipzig Theologie und Jura zu studieren, und gründet das „zweyte ordinaire Collegium musicum“. Zu den Mitgliedern zählen Johann David Heinichen, Gottfried Heinrich Stölzel und Johann Georg Pisendel. Fasch komponiert zahlreiche Gelegenheitswerke.
1710
Fasch und sein Collegium musicum werden mit der musikalischen Gestaltung von Gottesdiensten in der Paulinerkirche und akademischen Festveranstaltungen der Leipziger Universität beauftragt.
1711
Fasch bewirbt sich ohne Erfolg um das Kantorat an St. Jakobi zu Chemnitz.
1711-1713
Herzog Moritz Wilhelm von Sachsen-Zeitz erteilt Fasch Opernaufträge zur Peter-Paul-Messe in Naumburg und für den Zeitzer Hof (1711 „Clomire“ und „Lucius Verus“ und 1712 „Die getreue Dido“). Statt der von Fasch erbetenen Studienreise nach Italien gewährt der Herzog ihm nur eine Empfehlung an den Hof zu Gotha.
1713-1715
Nach Beendigung der Leipziger Studienzeit begibt sich Fasch auf eine musikalische Bildungsreise durch Süd- und Westdeutschland, die ihn über Zeitz, Gera, Gotha, Eisenach und Mühlhausen nach Kassel führt, von wo er nach einem längeren Aufenthalt im Frühjahr 1714 über Marburg, Gießen und Frankfurt nach Darmstadt weiterreist. Hier erhält er 14 Wochen lang kostenlosen Kompositionsunterricht bei seinem ehemaligen Thomasschul-Präfekten, dem Hofkapellmeister Christoph Graupner (1683-1760), und dessen Vizekapellmeister Gottfried Grünewald. Nach seiner Rückkehr nach Sachsen besucht er seine Mutter in Suhl, um von dort aus eine zweite Reise über Bamberg, Nürnberg und Ansbach bis an den Oettingischen Hof zu unternehmen. Seine Hoffnung auf eine Gelegenheit zu einer Reise nach Italien erfüllt sich nicht. Fasch bekommt ein Engagement als Violinist zum Karneval in Bayreuth.
1715
Fasch tritt eine Stelle als „Secretair und Cammerschreiber“ bei dem Grafen Heinrich XVIII. von Reuß in Gera an.
1717
Am 16. November heiratet Fasch die Pastorentochter Anna Christina Laurentius in Roben bei Gera.
1719
Faschs älteste Tochter Sophia Maria wird am 23. Januar in Roben geboren. Sie besucht ab Mai 1732 das Fräuleinstift in Köthen und stirbt am 13. Mai 1746.
Am 7. Mai 1719 tritt Fasch eine Stelle als Stadtschreiber (später zusätzlich als Organist) in Greiz an, wo sein Schwiegervater Georg Michael Laurentius Archidiakon ist.
1720
Faschs Frau stirbt nach der Geburt des Sohnes Christian Friedrich und wird am 4. Oktober beigesetzt; das Kind stirbt am 15. März 1721.
1722
Auf Vermittlung seines Freundes und Amtskollegen Gottfried Heinrich Stölzel tritt Fasch zu Michaelis den Dienst als Hofkapellmeister am Anhalt-Zerbster Hof an und schlägt im Dezember deswegen die vakante Stelle des Thomaskantors zu Leipzig aus, die dann bekanntlich Johann Sebastian Bach (1685-1750) antreten wird. Fasch hat von Anfang an ein umfangreiches Arbeitspensum zu absolvieren: Er vertont einen doppelten Zyklus von Kirchenkantaten, eine Passion sowie weltliche Vokalwerke (Serenaten) und verfasst Instrumentalkompositionen zu den fürstlichen Feierlichkeiten.
1726-1728
Im Oktober 1726 bricht Fasch „wegen Musicalischer Angelegeheiten“ zu einer mehrmonatigen Reise nach Dresden auf, das er zuvor schon auf seinen Durchreisen nach Karlsbad, Teplitz und Prag kennen gelernt hatte. Er beabsichtigt, bis Ostern 1727 dort zu bleiben, kehrt aber wahrscheinlich erst im Sommer wieder nach Zerbst zurück.
Fasch komponiert während seines (vom Zerbster Hof finanzierten) Besuches in Dresden lateinische Figuralmusik für die katholische Hofkirche, die von seinem Jugendfreund, dem Dresdner Hofkapellmeister Johann David Heinichen, durchgesehen wird, dessen Nachfolger ab Ende 1733 der seinerzeit in Deutschland vielleicht fruchtbarste Komponist italienischer Opern, Johann Adolph Hasse (1699-1783), werden sollte. Fasch liefert bis mindestens 1755, dem Todesjahr seines Freundes, des Konzertmeisters Johann Georg Pisendel, zahlreiche Instrumentalwerke für die Dresdner Hofkapelle.
Fasch besucht die als Tafelmusik getarnten Bibelstunden des Pietisten Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf, mit dem er in den 1730er Jahren regelmäßig korrespondiert. In Zinzendorfs Dresdner Hauskreisen lernt Fasch wahrscheinlich auch die Pastorentochter Johanna Helena Simers aus Kmehlen (gest. 1743) kennen, die er am 22. Juli 1728 in Großkmehlen ehelicht. In Zerbst kommt Fasch durch seine pietistische Haltung immer wieder in Konflikte mit der lutherisch-orthodoxen Geistlichkeit.